„Einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsabschluss“ zu erlangen, das war für die elf teilweise geflüchteten Jugendlichen aus aller Welt vor zwei Jahren noch undenkbar. Jetzt haben es die Schülerinnen und Schüler der VABR Klasse der Handelslehranstalt in Bühl geschafft. Sichtbar stolz holt sich jeder sein Zeugnis und Glückwünsche beim stellvertretenden Schulleiter Bernd Jacobs ab. Die aus Mexiko stammende Schülerin Fernanda Benitez erhielt einen Preis für den besten Notendurchschnitt. Sie wird im September die Klasse BK Fremdsprachen mit dem Ziel der Fachhochschulreife an der Handelslehranstalt besuchen.
Jacobs erinnert die Klasse daran, wie sie alle vor zwei Jahren an die Schule kamen und größtenteils kein Wort Deutsch sprachen. Auch wenn sie noch lange nicht fertig mit lernen seien, so seine ernsten Worte, so seien sie durch ihre bestandene Prüfung doch schon ein unglaublich großes Stück weiter gekommen und hätten die erste Eintrittskarte für eine erfolgreiche und selbstbestimmte Zukunft. Im Rahmen des Abschlusses galt es, eine schriftliche und gegebenenfalls eine mündliche Prüfung in den Hauptfächern zu absolvieren. Darüber hinaus standen verschiedene Lernprojekte im Stundenplan, alle mit dem Ziel, den Schülerinnen und Schülern ein gewisses Maß an Selbstständigkeit, Organisation und Planung näher zu bringen. Im Rahmen des Curriculums galt es auch, ein Langzeitpraktikum an einem Tag der Woche zu besuchen. „Viele Schülerinnen und Schüler erhalten dadurch die Chance, ihre Qualitäten in einem Betrieb unter Beweis zu stellen und sichern sich so eventuell einen Ausbildungsplatz.“, so Jacobs, „ unser Ziel ist es, gerade den Jugendlichen auf ihrem ohnehin bisher schwierigen Lebensweg Hilfe durch Bildung anzubieten und ihnen eine Perspektive zu eröffnen. Wenn uns dies gelingt, sind wir als VABR-Team unheimlich glücklich und wissen, dass sich unser Engagement gelohnt hat.“ In diesem Zuge dankte Jacobs den Fachlehren, insbesondere den Klassenlehrerinnen Silvia Zuckriegl und Sabrina Schassner für die geleistete Arbeit im Prüfungsjahr. Die gesamte Klasse schloss sich dem an, indem sie für alle Lehrkräfte kleine Präsente als Erinnerung übergaben. Abschließend gab es ein internationales Buffet, jede Schülerin und jeder Schüler brachte eine landestypische Mahlzeit mit. Egal, ob von Mexiko, Eritrea, Somalia, Syrien, dem Iran, Afghanistan oder der Türkei – alle Lehrer und Schüler der Handelslehranstalt sind sich in einer Sache einig – Menschlichkeit, Nächstenliebe und Respekt kümmern sich nicht um Herkunft und Ausweispapiere eines Menschen.
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