Am 22. und 23. Oktober lud die Handelslehranstalt Bühl (HLA Bühl) alle Bühler Schulen ab Klasse 9 in das Bürgerhaus Neuer Markt ein, um das bewegende Theaterstück „Annes Kampf“ zu sehen.
Zu Beginn richtete Herr Jacobs, stellvertretender Schulleiter der HLA und Organisator der beiden Theatertage, den Blick eindrücklich auf die lokale Geschichte.
Vor genau 85 Jahren, am 22. Oktober 1940, wurden 25 jüdische Bürgerinnen und Bürger,aus Bühl, darunter der sechsjährige Herbert Odenheimer, nur wenige hundert Meter vom Bürgerhaus entfernt in das französische Internierungslager Gurs deportiert. Nur Herbert überlebte.
Bernd Jacobs rief die Schülerinnen und Schüler dazu auf, sich für Demokratie und gegen Ausgrenzung einzusetzen: Aus der Geschichte lernen heißt, Verantwortung übernehmen – insbesondere angesichts der aktuellen Debatten um sogenannte „Remigration“ und dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte in vielen Teilen Europas.
Es folgte das Theaterstück „Annes Kampf – Anne Frank vs. Adolf Hitler“. In dieser eindrucksvollen Inszenierung treffen zwei Stimmen der Geschichte aufeinander: Anne Frank, das jüdische Mädchen, das in seinem Tagebuch Hoffnung und Menschlichkeit bewahrt, und Adolf Hitler, dessen Ideologie diese Hoffnung zerstört. Die Schauspieler Marianne Blum und Thomas Linke machten diesen Kontrast mit großer Intensität erfahrbar – unterstützt durch jiddische Lieder und zeitgenössische Musik, die das historische Erleben emotional greifbar machten.
Im Anschluss kam es zu einer lebhaften Diskussionsrunde mit den Schauspielern. Besonders ergreifend wurde es, als Abraham Steinberg, Nachfahre eines Holocaust-Überlebenden, das Wort ergriff. Er erzählte von der Geschichte seiner Familie und seinem eigenen Leben und appellierte eindringlich an die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer:
„Denkt nicht in Gruppen! Es gibt nicht die Christen, die Juden, die Muslime, die Araber – sondern Menschen. Jeder ist einzigartig.“
Zum Abschluss der Diskussion mahnte Marianne Blum: „Seid wachsam, wenn auf komplizierte Fragen scheinbar einfache Antworten gegeben werden – und wenn für Probleme eine bestimmte Menschengruppe verantwortlich gemacht wird.“
Dieses Projekt verband lokale Erinnerungskultur mit einem aktuellen gesellschaftlichen Auftrag: Mit Wissen, Begegnung und Reflexion gegen Ausgrenzung – und für Zivilcourage, Empathie und Menschlichkeit.

